Aficionadas


Porträtserie unserer Tanzschule

In unserer neuen Reihe "AFICIONADAS" berichten Schülerinnen vom Tanzunterricht an unserer Schule und was ihnen der Flamencotanz im Leben bedeutet. In regelmässigen Abständen wird hier ein Porträt einer "AFICIONADA" veröffentlicht.


Barbara Brunner

"Vor 30 Jahren hatte ich eine Studienkollegin, die in ihrer Freizeit Flamenco tanzte. Ihre Tanzfreude und stolze Haltung waren ihr selbst im Alltag förmlich anzusehen. Das wollte ich auch! Doch die Zeit verging: Studium, Arbeit, Auslandaufenthalt und die Familie standen über die Jahre hinweg im Vordergrund. Als dann die Diagnose Multiple Sklerose dazukam, schien der Traum endgültig aus zu sein.

 

Doch über meine Tochter, die inzwischen selbst mit Flamencounterricht angefangen hatte (die Tanzfreude scheint vererbbar zu sein!), lernte ich Tina und Michal kennen. Diese weckten meine Neugierde und meinen Kampfgeist und ermutigten mich, mich trotz Einschränkungen in das Flamenco-Abenteuer zu stürzen. Wie bin ich ihnen dankbar!

In den letzten Jahren habe ich Strategien entwickelt, um mir trotz körperlichen Schwächen neue Bewegungsmuster einprägen zu können. Ich habe meine Muskeln gekräftigt und meine Haltung verbessert. Und ich kann die Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten überlisten und mir inzwischen erstaunlich lange Choreographien merken. Nie hätte ich das für möglich gehalten. Ich habe gelernt, meinem Körper mehr zuzutrauen, mit Frustration umzugehen, vor allem aber auch das zu schätzen, was "geht", stett dem nachzutrauern, was ausser Reichweite gerückt ist. Der wöchentliche Unterricht und die schönen Freundschaften geben mir Halt und wärmen meine Seele. Jedes Schulfest ist für mich ein Sieg, der micht bisweilen zu Tränen rührt. Das Tanzen spendet mir pure Lebensfreude und Optimismus, ist meine Art, der Krankheit zu trotzen. Flamenco als Medizin und Therapie!"



Leonie Wyss

„Ich tanze seit ich sieben Jahre alt bin. Angefangen zu Zeiten im Flamencostudio La Tina als es noch gar keine Kinder- und Jugendlichengruppe gab, begleitet mich das Tanzen von Beginn an. Mit jedem neuen Paar Flamencoschuhe, die ersten in Grösse 24, mit jedem der jährlich organisierten Auftritte, wächst die Leidenschaft für den Tanz, den ich in ganz besonderer Atmosphäre im Studio La Tina lieben gelernt habe. Tina Wyss als Bühnentänzerin und mehrfach qualifizierte Tanzpädagogin geht dabei auf jede Person individuell ein, bringt Flamencounterricht und Humor zusammen und schafft damit eine ganz besondere, sensible und doch so energievolle Form des Flamencos für jedes Alter und Level. Der Unterricht versucht dabei nicht einer vermeintlich streng traditionellen Linie zu folgen, sondern bringt in seiner Lebendigkeit, in der Überlagerung mit anderen Bewegungsformen eine ganz eigene Form des Flamenco hervor. Michal Abramski begleitet jede einzelne der Stunde musikalisch und lässt den compás damit anders als in vielen anderen Tanzstudios fernab der CD erklingen. Auch wenn ich mittlerweile nicht mehr oft in Basel bin und nur noch selten zurück in das Flamencostudio hier komme, ist es der Ort, an dem ich zur aficionada wurde und von dem aus es mich schon in viele weitere Flamencoschulen trieb, immer weiter tanzend. Mittlerweile in Schuhgrösse 40.5 übrigens.“



Beatrice Anderegg

"Seit rund 15 Jahren besuche ich den Tanzkurs bei Tina Wyss, begleitet von Michał Abramski.

 

Aufgrund einer gesundheitlichen Diagnose (Osteoporose) habe ich spät angefangen und bin mittlerweile tanzend 80 Jahre alt geworden!

Bald stellte ich fest, wie sehr der Flamencotanz Körper, Geist und Seele aufatmen lässt. Inmitten von netten Tanzkolleginnen befreit einen jede Lektion vom Alltagsstress. Nicht nur für die Seele werden Glückshormone ausgeschüttet, auch das Hirn wird durch das Einstudieren der Choreographien vor frühzeitigem Altern bewahrt. Zusätzlich wird der Knochenstoffwechsel durch das Stampfen der Füsse angeregt. Nicht umsonst rief mir mein Arzt nach der letzten positiven Kontrolle noch nach: 'Und tanzen Sie weiter Flamenco!'.


Diesen Jungbrunnen für Körper und Seele möchte ich nicht mehr missen."